Ich heiße Josef Rienössl, bin bereits sechs Jahre alt, habe drei größere Schwestern und zwei größere Brüder und wohne mit meinen Eltern im
14. Bezirk, in der Nähe des neuen Rapid Stadion, der Allianz Arena.
Meine Mama war bei dieser 6. Übersiedelung mit mir schwanger und ihr größter Wunsch war, nachdem meine Eltern in eine Reihenhaussiedlung in einem Mietverhältnis gezogen waren, eine Hausgeburt.
Die Schwangerschaft war wunderbar verlaufen. Bei der Geburt selber war bis zur letzten Phase eigentlich auch alles in Ordnung. Trotzdem muss es zu einem Problem gekommen sein, dass ich zu wenig Sauerstoff bekommen habe. Anstelle der Freude, dass ich da bin, hat es meine Eltern, speziell meinem Vater, den Boden von den Füßen gerissen, da ich gleich nach der Geburt blau blieb! Zwar hat mein Papa in der Stresssituation mit der Hebamme und meiner Mama sicher alles richtig gemacht! Aber es war für meine Eltern schon ein Schock und Trauerarbeit notwendig, dass meine Geburt nicht optimal verlaufen war und ich gleich einmal für fünf Wochen ins Wilhelminenspital musste. In meiner Diagnose geht es um eine bilaterale rechts- und beinbetonte Cerebralparese und einer posthypoxischen Enzephalopathie und bin daher auf einen Aktivrollstuhl angewiesen.
Erschwerend für meine Familie kommt noch dazu, dass meine Mama als ich gerade erst drei Monate alt war, gesundheitlich zusammen brach und bis zum heutigen Tag nicht mehr die Leistungs- Fähigkeit für die Familie aufbringen kann, was für eine Großfamilie enorm wichtig wäre!
Natürlich setzten meine Eltern von Anfang an, mir alle möglichen Therapien und Untersuchungen zukommen zu lassen. So fahre ich mit einem Elternteil seit Februar 2014 regelmäßig zur wöchentlichen Hippotherapie in den Prater, welche meine Rumpfmuskulatur stärkt!
Habe ich am Anfang ohne fremde Hilfe noch nicht sitzen und stehen können, so ist kurzes Stehen und mit fremder Unterstützung Gehen möglich.
Außerdem bin ich seit 2013 im Therapieinstitut Keil, indem ich mit meinem Papa 2-mal in der Woche für ein Jahr die Elternschule und im Weiteren für drei Jahre den Kindergarten besucht habe. Nun komme ich in der besagten Einrichtung ab dem Herbst Schulunterricht und ich freue mich bereits darauf!
Das Therapieinstitut Keil ist eine mehrfach -therapeutische Einrichtung. Mittels erbrachter Verordnung ist auch Logopädie möglich.
Auch war ich bereits 2-mal in Judendorf Straßengel in der Nähe von Graz für einen vierwöchigen Reha Aufenthalt. Mein Physiotherapeut war von meinem Wortschatz so an getan, dass er meinte: „Du bist ein Papagei, du plauderst mir alles nach!“ Umso mehr erkennen alle um mich, meine Sprache zu fördern. Mittlerweile bekomme ich auch mit einem I Pad Computer unterstützende Kommunikation.
Lieber Leser, erlaubt mir eine Geschichte zum Foto, nachdem ich links und rechts eine Hand bekomme, dass ich mit dieser Unterstützung gehen kann:
Die beiden Hände!
Es sagte einmal die kleine Hand zur großen Hand:
Du große Hand, ich brauche dich,
weil ich bei dir geborgen bin.
Ich spüre deine Hand,
wenn ich wach werde und du bei mir bist,
wenn ich Hunger habe und du mich fütterst,
wenn du mir hilfst, etwas zu greifen und aufzubauen,
wenn ich mit dir meine ersten Schritte versuche,
wenn ich zu dir kommen kann, weil ich Angst habe.
Ich bitte dich: Bleib in meiner Nähe!
Und es sagte die große Hand zur kleinen Hand:
Du kleine Hand, ich brauche dich,
weil ich von dir ergriffen bin.
Das spüre ich,
weil ich viele Handgriffe für dich tun darf,
weil ich mit dir spielen, lachen und herumtollen kann,
weil ich mit dir kleine, wunderbare Dinge entdecke,
weil ich deine Wärme spüre und dich lieb habe,
weil ich mit zusammen wieder bitten und danken kann.
Ich bitte dich: bleib in meiner Nähe und halte mich!
In diesem Sinne möchte ich mich stellvertretend für meine Familie bedanken, die Möglichkeit zu bekommen, dass mit einem Therapiefahrrad, mir ein riesen großer Horizont auftut, weil ich sehr, sehr gerne in der Natur unterwegs bin und mein eigentliches Dach der Himmel ist!!
Ich finde es toll wenn sich, wie in diesen Fällen, auch die Lehrer für Ihre Schulkinder engagieren. Die Lehrerin Frau Susanne Klinger von der NMS Schwechat Frauenfeld hat uns angeschrieben betreffend 2 Ihrer Schüler die beide im Rollstuhl sitzen. Alle Ausflüge und Aktivitäten werden so geplant und organisiert, dass alle Kinder der Klasse mitmachen können. Im kommenden Juni steht nun eine Malta Reise mit dem Höhepunkt Schwimmen mit Delfinen am Programm. Wir wollen Dilruba und Jonathan unterstützen damit sie ebenfalls teilnehmen können. Hier eine kurze Vorstellung beider Kinder:
Dilruba Kahraman ist 13 Jahre alt und seit dem sie 4 Jahre alt ist, sitzt sie wegen eines Autounfalls im Rollstuhl. Wir nennen Dilruba "Dilli" und sie ist ein ganz besonderes Mädchen. Sie ist sehr ehrgeizig, eine gute Schülerin und hat auch schon konkrete Vorstellungen von ihrer Zukunft z.B. in welche Schule sie gehen möchte. Dilli wohnt mit ihrer Familie in Lanzendorf und hat eine jüngere Schwester, Gizem.
Jonathan Noane ist ebenfalls 13 Jahre alt und seit seiner Geburt körperlich behindert. Er ist mit einem "offenem Rücken" geboren. In der Klasse sitzt Jonathan nicht im Rollstuhl, sondern der Rollstuhl steht neben ihm und er sitzt auf einem "normalen Sessel". Jonathan wohnt mit seinen vier (!) Geschwistern in Leopoldsdorf. Im Sportunterricht versucht Jonathan möglichst viel mitzumachen und so spielt er z.B. beim Fußball den Tormann.
In der Schule wurden im Laufe der letzten Jahre einige Sportgeräte für die beiden angeschafft, und so können sie z.B. Tischtennis spielen oder auch mit Thera Bändern oder anderen Geräten arbeiten.
Die Zwillinge Thomas und Niklas sind am 26.9.2009 in der 29 Schwangerschaftswoche auf die Welt gekommen.
Niklas hatte ein sehr geringes Gewicht und Sauerstoffunterversorgung und bedingt durch eine eine beinbetonte spastische Tetraparesei ist er auf den Rollstuhl angewiesen.
Durch seine körperliche Einschränkung benötigt er viel Unterstützung und Therapien zur Stärkung der Rumpfstabilität, sodass er hoffentlich bald ein freies Sitzen erlernen wird. Langfristiges Ziel ist laufen zu lernen oder zumindest sich selbst umzusetzen etc.
Thomas hat eine spastische armbetonte unilaterale Cerebralparese, ist motorisch selbständig und kann viele Dinge alleine machen. Durch die linksseitige Spastik bedarf es viel Training um hier die passive Hilfstätigkeit der linken Hand zu erhalten. Zusätzlich benötigt Thomas Logopädie und Ergotherapie um die Beeinträchtigungen seiner Erkrankung meistern zu können. Thomas hat seit zwei Jahren Epilepsie, welche in der Ausprägung sehr unberechenbar ist mit sehr lang andauernden Krampfanfällen. Derzeit ist er zwar Anfallsfrei bedarf aber einer laufenden Überwachung auch in der Nacht.
Neben den Zwillingen gibt es auch noch einen großen Bruder Alexander (7 Jahr). Welcher natürlich auch nicht zu kurz kommen darf.
Seit 2015 meistert der alleinerziehender Vater die Herausforderung des täglichen Alltages und kann dank Unterstützung seiner Mutter (Oma) noch seiner berufliche Tätigkeit
als Angestellter nachkommen.
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